Japans Judo-Puristen entsetzt

Die freie Berufswahl gilt auch in Japan, aber die Freiheit, zur freien Berufswahl von Sportlern seine Meinung zu sagen, eben auch, und deswegen muss Satoshi Ishii derzeit einiges einstecken.

Vor drei Monaten ist Ishii in Peking Olympiasieger im japanischen Nationalsport Judo geworden, was die Menschen in der Heimat derart verzückte, dass sie ihren Landsmann gerne wieder auf der Judo-Matte sehen wollen. Zumal Ishii erst 21 Jahre alt ist, und deshalb noch viele Siege in ihm stecken dürften. Aber der junge Mann will nicht mehr Judoka sein, sondern ein sogenannter Ultimate Fighter, ein Darsteller eines kommerziellen Mischkampfsports aus Judo, Karate, Kickboxen und Wrestling. Ishii hat ein gutes Argument für den Wechsel: Als Ultimate Fighter der Spitzenklasse kann man bis zu eine Million Dollar pro Kampf verdienen.

Das finden Japans Sportpuristen natürlich geschmacklos. Sie beruhigt auch nicht der Hauch von Judo, der in dieser Spektakeldisziplin mitschwingt. Die Eltern haben vergeblich auf Ishii eingeredet, der Verband will ihn so nachhaltig suspendieren, dass er nicht einmal für Olympia 2012 comebackfähig wäre. Satoshi Ishii ist es egal. Er findet seine Entscheidung richtig, allenfalls ein bisschen verspätet. Er sagt: „Ich wollte schon vor den Olympischen Spielen zurücktreten.“

Dabei machte es sich der japanische Olympiasieger – wie einige Medien berichten – wirklich nicht einfach. Er frage sogar den Dalai Lama um Rat. Am Donnerstag erschien Ishii in Tokyo bei einem Vortrag des Dalai Lama, um den weisen Tibeter um Rat zu fragen. Nach dem Vortrag des geistlichen Oberhaupts der Tibeter hatte sich Ishii brav in die Schlange eingereiht, um mit dem Dalai Lama sprechen zu können. Dieser riet ihm, aufgrund seiner eigenen Erfahrung zu entscheiden.

Quellen:
Süddeutsche
Kleien Zeitung