Enormes Selbstbewusstsein

„Ich traue mich“, spricht Judoka Claudia Heill, „das offen und ehrlich zu sagen: Ich möchte Olympiagold holen. Das ist mein Traum, ich muss ihn in der Öffentlichkeit aussprechen, damit er auch wahr werden kann.“

Die Wienerin, die 2004 in Athen mit der Silbermedaille ihren bisher größten Erfolg gefeiert hat, ist mit enormem Selbstbewusstsein zu den Spielen nach Peking gereist. Am Dienstag trifft sie in der ersten Runde auf die Britin Sarah Clark, doch schon danach wartet die kubanische Weltmeisterin Driulis Gonzalez.

Mit einer Medaille geht’s leichter

Wer einmal eine Olympiamedaille hat, der fährt mit gutem Gefühl zu seinen nächsten Spielen. „Ich habe so wunderschöne Gedanken an Athen. Ich stelle mir das schwierig vor, wenn ich jetzt als Erinnerung eine Erstrundenniederlage hätte“, sagt die 26-Jährige.

Eine solche hatte ihr Landsmann Ludwig Paischer wegzustecken, mit Silber in China hat der Salzburger aber souverän auf das frühe Aus bei seinem Olympiadebüt in Griechenland geantwortet.

„Es macht mich auch nicht nervös, dass ich schon Silber habe und man dann ja eigentlich nur noch eines draufsetzen kann. Ganz im Gegenteil. Ich bin zuletzt immer ruhiger geworden. Ich weiß aus Erfahrung, dass ich es schaffen kann, bei Olympia auf das Stockerl zu kommen.“

Ein Sieg zählt einfach mehr

Sie will, dass man sich an sie als Olympiasiegerin erinnert. „Das klingt besser als Claudia Heill, die zwei Olympiamedaillen gewonnen hat.“

Doch im Judo kann es schnell gehen, da sind schon oft Favoriten frühzeitig auf der Matte gelegen, deshalb ist es für die Österreicherin auch gut zu wissen, dass sie schon eine Medaille zu Hause hat, die ihr niemand mehr wegnehmen kann.

Schwierige Jahre

Die Jahre zwischen Athen und Peking waren für die 63-kg-Kämpferin schwierig, Heill hatte im Oktober 2005 Kreuzbandoperationen an beiden Knien, erst seit kurzem ist sie schmerzfrei.

„Seit der EM, seit dem kontinuierlichem Aufbau und dem Fokus auf Olympia, habe ich keine Schmerzen mehr. Es hat fast drei Jahre gedauert. Aber jetzt bin ich in der absoluten Topform. Wenn nicht in Peking, dann nicht mehr. Mit der Routine und der Form und der Lockerheit bin ich absolut auf dem richtigen Weg. Ich bin reif für die zweite Medaille.“

Ticket erst mit Zittern gelöst

Den internationalen Quotenplatz hat sie sicher erreicht, die nationale Qualifikation schaffte sie erst Ende Juni mit Platz zwei beim Turnier in Celje.

„Ich habe einen kurzen Moment nachgedacht, warum das Österreichische Olympische Komitee an mir zweifelt und noch eine Bestätigung wollte. Aber dieser Wettkampf hat kein Problem für mich dargestellt hat. Auch nicht von der Nervosität her. Ich war wieder in einem Finale. Und bei Olympia bin ich das hoffentlich wieder.“

Die Auslosung hat sie wie immer von ihrem Trainer Hubert Rohrauer erfahren, zwei Tage vor dem Kampftag reicht ihr zu wissen, wer auf sie zukommt. „Wir besprechen dann den ersten Kampf. Mich interessiert nicht, wer noch in meinem Pool ist, wer im zweiten Kampf kommt. Am wichtigsten ist der Erste, alles andere ist nicht interessant. Das ist mein Ritual“, erzählte die Zeitsoldatin.

Quelle: ORF-Sport