Kampfsport im Alter – für viele Menschen passt das nicht zusammen. Sie verbinden herumwirbelnde Arme und Beine nur mit gut trainierten Sportlern und Actionfilm-Helden. Tatsächlich jedoch empfehlen Experten Über-60-Jährigen, sich auf die Matte zu stellen und Karate, Judo, Jiu Jitsu und Tai Chi zu üben.
„Im Alter lassen Kraft, Koordination und Ausdauer nach – mit Kampfsport kann man aber genau das sehr gut trainieren“, erklärt der Sportmediziner Martin Halle aus München. Auf das Alter muss man beim Training asiatischer Kampfsportarten trotzdem Rücksicht nehmen. „In den speziellen Jukurenkursen sind nur Menschen von etwa dem 50. Lebensjahr an“, erklärt Bork. „Es ist nicht sinnvoll, mit 20-Jährigen zusammen zu trainieren.“ Vor allem werden in diesen Kursen besonders ruckartige Bewegungen und feste Tritte vermieden. Stattdessen stehen konzentriert ausgeführte, eher langsame Bewegungen im Vordergrund, die häufig wiederholt werden. „Es geht um das Training der Übungen, nicht um einen Leistungsvergleich und die Teilnahme an Wettkämpfen“, sagt Bork.
Diesen Ansatz begrüßt Martin Halle von der Technischen Universität München: „Körperkontakt sollte man im Alter bei jeder Kampfsportart meiden“, sagt der Sportmediziner. Der Schwerpunkt des Trainings sollte auf der Dehnung und Steuerung der Muskeln, der Koordination, der Konzentration und der Haltung liegen. „Es ist ab einem gewissen Alter einfach zu gefährlich, sich auf die Matte werfen zu lassen.“
Wer das beachtet, kann von Kampfsport sehr profitieren. „Bisher wird den Menschen jeden Alters meist empfohlen, Ausdauersport zu betreiben“, sagt Halle. Das sei gerade für das Herzkreislaufsystem gut. „Doch je älter der Mensch wird, desto wichtiger wird der kräfteorientierte Bereich.“ Denn nur, wenn der Körper stark genug ist, könne man sich weiterhin selbst versorgen. „Außerdem hat man dann einen sicheren Gang und kann Stürze vermeiden.“
Für Judoka Prass hat Kampfsport im Seniorenalter noch einen weiteren Vorteil. „Es ist ein Trauerspiel, wie viele ältere Menschen wegen ihrer Geldbörse oder einfach aus Überheblichkeit überfallen und angegriffen werden und böse stürzen.“ Kampfsport könne helfen, selbstbewusster aufzutreten und sich gegebenenfalls zu wehren.
„Dafür ist nicht viel Kraft notwendig“, betont Prass. „Ich bringe den älteren Anfängern als erstes immer eine ganz simple Übung bei: Wer von hinten umklammert wird, muss nach der asiatischen Kampfkunstlehre nur einen äußerst schmerzhaften Nervenpunkt am Ohr des Gegners drücken – und dafür reicht schon der Zeigefinger!“
Quelle: OÖN